Arbeit, Arbeit, nichts als Arbeit – genauer gesagt die „Arbeit der Zukunft. Dies war der Schwerpunkt bei dem Expert*innengespräch mit anschließender Mitgliederkonferenz des SPD-Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde. Den Samstagvormittag verbrachten die Genoss*innen in Westerrönfeld, um das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten.
Die Kreisvorsitzende, Sabrina Jacob, begrüßte die Anwesenden mit dem Ergebnis einer Studie der Arbeitsagentur für Arbeit aus dem Jahr 2018: demnach könnten 21,9 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzt werden. In dieser Untersuchung wurden jedoch die Berufsfelder, die einen Ausbau erfahren nicht berücksichtigt. Ebenso habe eine Auswertung mehrerer Studien durch die Fachhochschule Kiel ergeben, dass es insgesamt entweder leichte Jobverluste oder eventuell leichte Gewinne geben könnte und dies vom Verhalten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und den Rahmenbedingungen durch die Politik beeinflusst werden wird.
Bei den Impulsreferaten der Experten stellten zuerst Rona Gördel (Pflegedienstleiterin in Eckernförde) und Lara Jessen (Organisationsentwicklerin in Rendsburg) von der imland gGmbH die Rolle von Führung bei der digitalen Transformation dar. Digitalisierung sei eine Führungsaufgabe, bei der es insbesondere auf die Kompetenzen Persönlichkeitsintelligenz, Digitalintelligenz und Beziehungsintelligenz ankäme. Man brauche Mut, Neugier und die Bereitschaft zur Veränderung. Durch den 8-Millionen-Euro-Zuschuss des Kreises habe die Klinik nun die Möglichkeit, sich gut für die künftigen Herausforderungen aufzustellen. Ziel sei es, die Mitarbeiter*innen von Routineaufgaben zu entlasten, damit sie sich dem Kerngeschäft – der Versorgung von Patient*innen – widmen könnten. Zum Beispiel müssten die Krankenpfleger*innen in der Nachtschicht keine Tabletten mehr sortieren, sondern die Stationen würden über einen digitalisierten Prozess direkt mit den notwendigen Medikamenten für die jeweiligen Patient*innen versorgt. Auch sollen Dokumentationsprozesse vereinfacht werden. Ein Abbau von Mitarbeiter*innen solle damit nicht einhergehen. Gegebenenfalls müssten jedoch Kolleg*innen für andere Tätigkeiten qualifiziert werden. Dies sei auch in der Vergangenheit in Abstimmung mit den Mitarbeitenden zu fast einhundert Prozent gelungen.
Ein diverses Bild skizzierte Florian Mahler von der IG Metall, der die Sicht der Gewerkschaft einbrachte. Alte Berufsbilder, wie zum Beispiel Facharbeiter*innen, würden in naher Zukunft weniger benötigt, da sie durch Maschinen ersetzt werden könnten. Dafür würden allerdings neue Berufsbilder entstehen. Er malte das Bild einer Sanduhr, bei der es oben viele hochqualifizierte Menschen benötige, wenige im mittleren Bereich Qualifizierte und wieder einen größeren Anteil derer, die unterstützende Tätigkeiten ausüben würden. Es bestehe aber auch die Gefahr, dass digitale Möglichkeiten genutzt würden, um eine stärkere Kontrolle über die Belegschaft auszuüben. Eine Herausforderung sei es auch für die Gewerkschaften, ihrer Aufgabe der Arbeitnehmervertreter*innen nachzukommen, da sich Berufsbilder veränderten und neue Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden, die keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen mehr seien.
Dies unterstütze auch Frank Hornschu, Landesvorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen: Er nannte Beispiele wir Airbnb oder Uber, die als Plattformen Gewinne erzielen, indem sie Angebote einzelner Menschen bündelten und vermarkten. Er appellierte daran, dass Werte wie die Demokratie sowie unsere sozialen Sicherungssysteme erhalten bleiben müssten.
Nach einer regen Diskussion mit dem Publikum hatten die Genoss*innen die Möglichkeit an drei Stationen eines World Cafés ihre Gedanken festzuhalten. Am ersten Stand drehte sich alles um die Frage, wie man sich die Arbeit der Zukunft konkret vorstelle. Am zweiten Tisch wurde nach den potentiellen Risiken gefragt und am dritten nach den Chancen, die sich durch die digitale Transformation in der Arbeitswelt ergeben könnten. Die Ergebnisse dienen dem SPD-Kreisvorstand als weitere Beratungsgrundlage zur Vorbereitung des Landesparteitages, der sich schwerpunktmäßig ebenfalls mit der Arbeit in 21. Jahrhundert auseinandersetzen wird. Denn: die SPD ist die Partei der Guten Arbeit! Das haben wir in Rendsburg-Eckernförde unter anderem dadurch bewiesen, dass wir uns stets gegen die Privatisierung von Tätigkeiten der kommunalen Hand gewehrt haben.
Das Format „Zur Sache“ ist eine Veranstaltungsreihe der SPD Rendsburg-Eckernförde, die den Austausch mit Expert*innen zu speziellen Themen fördern soll und mehrfach im Jahr als Grundlage für den politischen Diskurs an verschiedenen Orten angeboten.