In der Sitzung der AG Familie, Senioren, Frauen und Jugend der SPD-Bundestagsfraktion hatten wir dieses Mal den Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), Franz Müntefering, zu Gast. Seit 2015 ist er Vorsitzender der BAGSO. Basis der Einladung war die Stellungnahme der BAGSO zu den Ergebnissen der Kommission der Bundesregierung „Gleichwertige Lebensverhältnisse“. Die AG FSFJ ist Franz Müntefering noch aus seiner aktiven Zeit im Bundestag wohlbekannt. Neben einem kurzen Impuls zu den drei Punkten:
- gleichwertige Lebensverhältnisse
- Engagement älterer Menschen und die Rolle des Bundesaltenplans für die Seniorenverbandsarbeit
- Zukunft der Pflege
blieb viel Zeit für den Austausch untereinander.

Franz betonte, an welchen Stellen die Politik den demografischen Wandel und die Bedürfnisse älterer Menschen bisher unzureichend berücksichtigt. Die persönlichen Erfahrungen und fachlichen Einschätzungen von uns Abgeordneten in der AG FSFJ stimmen mit seinen Ausführungen überein. Das trifft auf die Bereiche fachärztliche Versorgung, Pflege und soziales Miteinander in Pflegeheimen sowie fehlende Transparenz bei Leistungen der Sozialversicherungsträger in verschiedenen Lebenslagen zu.
Zu den größten Herausforderungen gehört das Thema Einsamkeit im Alter. Hier braucht es Strukturen des Miteinanders über die bisherigen hinaus, eine neue Form von sozialen Kontakten, die sich gegenseitig stützen. „Statt Essen auf Rädern, sollten sich Menschen zusammentun und auf Rädern zum gemeinsamen Essen fahren“, brachte es Franz auf den Punkt.
Wir – die Gesellschaft – müssen die Belange von älteren Menschen ernst nehmen, über neue Wohnformen nachdenken, die soziales Miteinander genauso unterstützen, wie individuelle Rückzugsräume. Insbesondere auf kommunaler Ebene müssen bundesweit transparente Strukturen etabliert werden, die älter werdenden Menschen Zugang zu Beratung und Unterstützung ermöglichen. Die Jugendhilfe ist in vielen Bereichen viel weiter als die Seniorenhilfe, dabei sind viele Senioren auf Unterstützung angewiesen. Seniorenvertretungen sind längst nicht in allen Kommunen selbstverständlich. Obwohl Menschen heutzutage zu Rentenbeginn häufig noch sehr aktiv sind und Zeit haben, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Es ist Aufgabe der Politik, ihnen Grundlagen für Mitwirkung und Teilhabe zu schaffen, wie es beispielsweise das Berliner Seniorenmitwirkungsgesetz vorsieht.

Die AG FSFJ war sich einig – in puncto Zukunft der Pflege müssen wir neue Wege denken: Pflege hat immer zwei Seiten und muss die Bedürfnisse der zu Pflegenden und der Pflegenden gleichsam berücksichtigen. Die, die pflegen müssen geschützt werden. Denn umfangreiche Pflegearbeit wird zunehmend im häuslichen Bereich von Angehörigen geleistet. Ein Partner pflegt den anderen. Dieser Einsatz sollte Eingang in die Rentenversicherung finden. Zudem sind hier die Sozialversicherungsträger gefragt, die ihre Versicherten über Leistungen auf Grundlage des Präventionsgesetzes gezielter unterstützen sollten als bisher. Auch das von der SPD konzipierte Familienpflegegeld trägt den Herausforderungen von Pflege innerhalb der Familie Rechnung.
Mein Fazit aus dieser Gesprächsrunde:
Kommunen müssen flächendeckend in die Verantwortung genommen werden, sich um Seniorinnen und Senioren aktiv zu kümmern. Analog zur Jugendhilfe müssen wir die Hilfe für ältere Menschen etablieren und den Zugang dazu selbstverständlich machen.
Ich bin sehr gespannt, zu welchen Erkenntnissen der 8. Altenbericht der Bundesregierung gekommen ist, der vor wenigen Tagen an die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Franziska Giffey übergeben worden ist und voraussichtlich im Frühsommer dieses Jahres veröffentlicht wird. Den 7. Altenbericht gibt es zum Nachlesen hier.
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