Bürgerentscheid im Kreis Rendsburg-Eckernförde „imland gGmbH“ – SPD wirbt für Zustimmung

Bild: Thomas Eisenkrätzer

Rendsburg. Am 6. November 2022 sind die wahlberechtigten Bürger*innen des Kreises Rendsburg-Eckernförde aufgerufen, über den Bürgerentscheid „imland gGmbH“ abzustimmen. Entschieden wird über das sogenannte Szenario 1, bei dem die Grund- und Regelversorgung, die Gynäkologie, die Geburtshilfe und die Geriatrie am Standort Eckernförde sowie die Psychiatrie am Standort Rendsburg belassen werden. „Wir werben für die Zustimmung, weil es für uns in diesem Fall um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse geht, wie es im Grundgesetz formuliert ist. In der Verfassungsreform von 1994 ist ausdrücklich auch die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser berücksichtigt. In der imland gGmbH geht es nicht um Maximalversorgung wie in einem Universitätsklinikum, sondern um eine wohnortnahe Grund- und Regelversorgung im ländlichen Raum. Nicht um mehr, aber auch nicht um weniger!“, stellt Christiane Buhl, SPD-Kreisvorsitzende klar.

Bislang gibt es zwei Standorte für die Geriatrie. Idealerweise, so stellt es die Landesrahmenvereinbarung zur geriatrischen Versorgung Schleswig-Holstein fest, wird die geriatrische Versorgung alter, hochbetagter und multimorbider Menschen mit Anbindung an ein Akutkrankenhaus vorgenommen, weil sich häufig bei der Behandlung in einer Geriatrie herausstellt, dass kleinere oder größere operative Eingriffe oder eine weitere Behandlung aus einem anderen medizinischen Fachgebiet für den Patient*in nötig sind. „Bei Annahme des Bürgerentscheids ist eine Versorgung alter und hochbetagter Menschen weiterhin wohnortnah möglich. Die Ablehnung würde für die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen massive Nachteile mit sich bringen, sofern ein chirurgischer Eingriff oder gynäkologische Behandlung erforderlich wird“, gibt Christiane Buhl zu bedenken.

„Wir lehnen den Umzug der Psychiatrischen Klinik nach Eckernförde ab. Einerseits würden bestehende, tragfähige und von den Patient*innen akzeptierte Strukturen zerschlagen. Bei psychiatrischen Behandlungen gibt es keine Wahlmöglichkeit; wer stationär aufgenommen werden muss, kann nur im eigenen Kreis behandelt werden“, stellt Christiane Buhl fest, wenn es auch Ausnahmen gäbe, die jedoch sehr aufwändig organisiert werden müssen. „Schaue ich mir die Karte des Kreises Rendsburg-Eckernförde an, kann ich nicht nachvollziehen, wie es als zumutbar gilt, dass sich Menschen aus dem südlichen Kreisgebiet, die eine psychiatrische Behandlung benötigen, nach Eckernförde begeben sollen.“ Menschen mit Psychiatrieerfahrung hätten sich bei der SPD im Kreis gemeldet und ihre Bedenken geäußert. „Sie fürchten eine Stigmatisierung, wenn der Standort nach Eckernförde verlagert wird. Der Nachbar könne sich denken, warum man nicht im Krankenhaus in Rendsburg, sondern in Eckernförde behandelt wird. Wir als SPD weisen darauf hin, dass psychiatrische Patient*innen in den anderen Szenarien deutlich benachteiligt werden, offensichtlich haben sie keine Lobby“, so Christiane Buhl weiter und verweist auf die Zunahme psychiatrischer Erkrankungen. „Für die SPD ist diese Benachteiligung psychiatrischer Patient*innen im Kreis keine Option!“

Eine wohnortnahe Versorgung ist auch für Schwangere wichtig. „Die Schwangerschaft ist eine sensible Zeit für Schwangere und ihr Umfeld. Manche sind vollkommen entspannt und erleben keinerlei Probleme, andere haben regelmäßig mit Komplikationen zu kämpfen. In diesen Fällen brauchen sie einen kurzen Weg zur Gynäkologie, keine Fahrt durch den halben Kreis nach Rendsburg oder Kiel. Die Meldungen über Geburten in Krankenwagen oder auf Parkplätzen häufen sich. Unzumutbar! Geburtszeitpunkte sind nicht planbar – außer Schwangere entscheiden sich für einen geplanten Kaiserschnitt“, erläutert Christiane Buhl. „Wenn Gebärende diese Entscheidung aus freien Stücken treffen, ist daran nichts auszusetzen. Wenn sie aber nur die Wahl haben zwischen einem Kaiserschnitt oder der realen Gefahr, ihr Kind auf dem Weg zur Klinik zu gebären, dann ist das keine Wahl und das finden wir falsch!“, so Christiane Buhl weiter. „Sogenannte Boarding-Konzepte, bei denen Schwangere bereits zwei Wochen vor Geburtstermin in Rendsburg untergebracht werden, sind vielleicht in der Theorie möglich, aber wie sollen in diesen zwei Wochen Kinder und Angehörige weiter versorgt werden? Das ist unrealistisch.“

„Gegen die Annahme des Bürgerentscheids wird argumentiert, dass beim Erhalt ein Verkauf an einen privaten Investor unvermeidlich sei. Das sehen wir anders. Es ist eine politische Entscheidung! Den Rückhalt für diese Sichtweise und auch das Verständnis, dass die wohnortnahe Versorgung etwas kostet, haben sehr eindrucksvoll die Demonstrationen im Februar und natürlich auch die Anzahl der gesammelten Unterschriften gezeigt“, sagt Christiane Buhl. „Die Menschen wollen eine wohnortnahe Versorgung. Die Bürger*innen im Amt Schlei-Ostsee haben bereits die Situation, dass nach Berechnungen der kassenärztlichen Vereinigung die hausärztliche Versorgung nur zu etwa 50 Prozent gegeben ist. Und jetzt soll auch noch der Akutkrankenhausstandort Eckernförde geschlossen werden? Das wollen wir nicht! Punkt.“

„Die Pläne der Ablehner mögen ja auf dem Papier toll aussehen, aber sie gehen komplett an der Lebensrealität der Menschen vorbei. Wir reden hier nicht über Spezial-OPs und es geht auch nicht um planbare Eingriffe. Wenn jemand am Freitagabend mit Verdacht auf eine Blinddarmentzündung ins Krankenhaus soll, dann muss das auch wohnortnah möglich sein“, führt Christiane Buhl aus. „Nicht nur, weil der Weg nach Rendsburg oder Kiel Freitagabend nicht für alle Menschen einfach so machbar ist, sondern auch damit in den nächsten Tagen die Familie in der Klinik zu Besuch kommen kann. Nicht jede Familie und Senior*innen können sich solche Touren leisten, mal ganz abgesehen vom zeitlichen Aufwand, Berufstätigkeit und Kinderbetreuung“, erklärt Christiane Buhl.

„Die Notaufnahmen sind nicht nur im Kreis Rendsburg-Eckernförde zu voll. Die Schließung in Eckernförde würde die Situation weiter verschärfen“ erklärt Christiane Buhl – weder für Patient*innen noch das Personal akzeptabel. „Es ist und bleibt eine politische Frage: Wollen wir, dass Menschen im ländlichen Raum leben können von der Geburt bis ins hohe Alter oder wollen wir das nicht? Wir als SPD wollen das!“